Trauma

Was ist ein Trauma?

Zu jedem Leben gehört neben den glücklichen und erfüllenden Momenten die Erfahrung von Schmerz und Leid, das Erleben von Situationen, in denen wir uns hilflos ausgeliefert fühlen. Das können überwältigende Erfahrungen von Naturkatastrophen, Unfällen, kriminellen oder sexuellen Übergriffen sowie der Verlust eines geliebten Menschen sein.

Aber auch scheinbar geringfügige Gefahren können von der Seele je nach Lebensumständen und Lebensalter als höchst bedrohlich erlebt werden.

Ob solche Erlebnisse für den Menschen zum Trauma werden, hängt davon ab, wie es gelingt, sie zu bewältigen.

Ein Trauma entwickelt sich dann, wenn der Mensch sich in einer Situation oder auch wiederholt als überwältigt und hilflos erlebt und keine Möglichkeit findet, dieses Gefühl zu verarbeiten. Diese Erfahrung wird im Gehirn abgespeichert.

Dieses Speichern dient dazu, den Menschen zu schützen und Warnsignale zu senden, wenn erneut eine traumatisierende Situation auf ihn zuzukommen scheint. Feinste Sensoren stehen dem Körper dafür zur Verfügung.

 

Was macht ein Trauma mit einem Menschen?

Bei dem Empfinden von drohender Gefahr reagieren diese Sensoren mit größter Geschwindigkeit und versetzen den Körper in Alarmbereitschaft und damit in einen Ausnahmezustand. Dieser Ausnahmezustand bewirkt, dass der betroffene Mensch nicht mehr in der Lage ist, angemessen auf die jeweilige Situation zu reagieren. Er verwirbelt und verstrudelt quasi innerlich.

Wenn das Trauma tief verborgen liegt und es den Menschen so tief verletzt und verunsichert hat, dass er die Erinnerung daran abspalten musste, kann der Betroffene sich und seine Reaktionen selbst nicht verstehen. So erlebt er einerseits den  „Traumastrudel“ und andererseits tiefste Verzweiflung, weil er sich von seinen Gefühlen und Reaktionen wie fremdgesteuert erlebt.

Im „Traumastrudel“ fühlt sich der Mensch getrennt von sich und der Welt.

Um sich zu schützen, sucht er nach Sicherheiten: in Beziehungen, im beruflichen Erfolg, im Sport. Da er jedoch sein unverarbeitetes Trauma mit sich trägt, erweisen sich diese Strategien als unzulänglich und immer wieder erlebt der Mensch sich in seinem Streben nach Glück als scheiternd.

 

Was machen die Menschen mit dem Trauma?

Meist ist es sehr schwer für einen Menschen, sich selbst als traumatisiert anzuerkennen. Auf dem Hintergrund allgemein verständlicher erschütternder Erlebnisse wie zum Beispiel einem Todesfall mag die Bereitschaft dazu größer sein. Aber auch hier ist die Erwartung von der Umwelt und dem Betroffenen selbst oft hoch, doch baldigst wieder „funktionstüchtig“ zu werden.

Wenn jemand seine traumatische Erfahrung jedoch tief in seiner Seele vergraben hat, weil er zum entsprechenden Zeitpunkt noch zu klein war, um andere Mittel zur Verfügung zu haben, oder weil der Schmerz zu groß ist, kann der Betroffene gar nicht nachvollziehen, was seine Lebensqualität und Lebensfreude anhaltend so massiv einschränkt. Das Trauma kann hier gar nicht an-erkannt werden.

Da das Trauma nicht anerkannt wird, bleibt es weiterhin unverarbeitet: entsprechend leidet der Mensch und versucht sich irgendwie zu arrangieren. Das gelingt mal besser, mal schlechter – und manchmal gelingt es dann gar nicht mehr…

So makaber es klingen mag: Und das ist gut so!

Denn nun bricht der Betroffene auf, macht sich auf den Weg und sucht endlich nach anderen Möglichkeiten!

 

Das Trauma als Chance

In beratenden Gesprächen kann es gelingen, dem Trauma auf bisher nicht gekannte Weise zu begegnen. Naheliegend ist es, etwas Schmerzhaftes weg haben oder einfach abstellen zu wollen. In diesem Bestreben verwenden wir unsere ganze Energie auf den Versuch, unser Leben quasi umzuschreiben – was niemals gelingen kann. Das Trauma ist Tatsache.

Sobald es uns gelingt, diese Tatsache als bedeutsamen Teil unseres Lebens zu integrieren, der einmal war und uns geprägt hat, ist ein wichtiger Schritt bewältigt. Infolge ist es möglich zu erkennen, dass es im Heute Spielräume dafür gibt zu überlegen: Und was will ICH heute aus meiner Geschichte machen?

Die Seele richtet sich auf und sucht nach Ausdrucksmöglichkeiten für ihre Lebendigkeit.